Spontan in Kirchen

Hameln

Münster St. Bonifacius

25.07.2023


Hameln

« zurück

Münster St. Bonifacius in Hameln  /  ev.

offen

LEERE ist die Qualität dieses Münsters. In seinem geräumigen Baukörper befindet sich nur das Wesentliche.

LEERE und das WESENTLICHE sind es dann auch, was sich in meiner Musik abspielt. Einfach Töne, Intervalle, Motive, Pausen. Einfach. Ohne Expression. Einfach einfach.



Ich bin wieder fasziniert, wie mich der Raum spielt und fühle mich fast wie ein Medium.

Menschen betreten die Kirche und setzen sich in Stille in die Bänke. Als ich aufhöre, kommt eine künstlerisch anmutende Frau zu mir und sagt:

"Das war eine Einheit: Sie, das Cello und der Raum."

Als sie sich umdreht und unmittelbar wieder entfernt, wird mir bewußt, was sie mir damit gesagt hat.

Schon als ich das Münster mit dem Cellokasten betrat, wurde ich von einem freundlichen Herrn, der die Aufsicht führt begrüßt mit: "Wie schön!" Ich glaube nicht, dass er sich vorstellte, dass ich dort spielen wollte. Zunächst stellte ich das Cello auch irgendwo ab, um die kirchliche Stätte kennenzulernen. Als erstes treffe ich auf eine Spielecke, in der Kinder in Bilderbüchern stöbern. Dann eröffnet sich mir hinter dem ebenerdigen Gemeindetrakt ein auffällig hoher und geräumiger Chorraum, der über ein sehr breites Treppenportal hinter dem Altar öffentlich zugänglich ist. Oben dann ein kleinerer Kirchenraum mit Altar und Bestuhlung. Ich finde meinen Platz im Schatten der modernen Kanzel auf einer Zwischenebene inmitten des Treppenaufgangs.



Später gehe ich mit dem Cello in die unter dem Chorraum liegende Krypta. Das Cello und ich sind allein. Im Halbdunkel und im Schein eines wunderbaren kleinen Regenbogenfensters ertönen Walgesänge aus meinem Instrument. 



Beim Ausgang bedankt sich der Aufseher und betont, wie willkommen die Musik in dieser Kirche war und ist.

zum Seitenanfang