Spontan in Kirchen

St. Nikolai in Potsdam  /  ev.

offen

Erstmal abgefangen vom Eingangspersonal soll ich auf den Pfarrer warten, der in einer halben Stunde kommt.

Ich nehme mir die Zeit, um in das Innere dieses gelben Prachtbaus einzutauchen: ein mächtiger quadratischer Kubus mit Kuppel und Chorrondell.  

Im Letzteren sind die 12 Jünger und darüber - auf Woken schwebend -  die 4 Evangelisten in riesigen Wandgemälden verewigt.



Außen wie innen grüßen Säulenreihen aus der griechischen Antike.



Wie wird es hier klingen? Ich sehe, dass mit akustischen Dämmplatten in den seitlichen Gewölben und mit riesigen dunklen Vorhängen hinter den seitlichen Säulenreihen offensichtlich an der Akustik schon Bremsen eingebaut wurden.

Der Pfarrer kommt, begrüßt mich freundlich, orientiert sich kurz - "Ich gehe davon aus, dass sie studierter Musiker sind" - und erlaubt mir zu spielen, stellvertretend für den Kirchenmusiker, der erst in 2 Stunden da sein wird. 

Laufend kommen und gehen Besucher*innen ein und aus. Ich setze mich auf den Klavierhocker. So klassizistisch die gesamte Kirche, so klassizistisch wird meine Musik. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist stimmig und Zuhörende bedanken sich. Durch die schallschlucknden Maßnahmen gibt es keinen tragenden Hall, sondern der Klang schwindet in feiner Weise schnell in der Ferne. Konzerte, auch in großer Besetzung, sind hier sicherlich möglich. 



Ach ja: beim Ausgang ist mir das zuvor skeptische Eingangspersonal durchaus freundlich zugeneigt.