Berlin - Kreuzberg
Heilig-Kreuz-Kirche
Heilig-Kreuz-Kirche Berlin / ev.
offen
Mo 10-14 Uhr
Di + Do 14 -16 Uhr
und während der Café-Öffnungszeiten
Di - So 14-20 Uhr über das Café
Als ich an einem Freitag um 14:30 Uhr in die Kirche kommen möchte, ist sie erstmal verschlossen. Enttäuscht will ich schon wieder gehen, da kommt ein Pizza-Bote und drückt zielbewußt eine der Klingeln. Ein Summton und die Eingangstür läßt sich öffnen.
Schnell schlüpfe ich einfach mit rein, durchschreite einen Vorraum und stehe unmittelbar in einem weiträumigen Innenraum, modern gestaltet quadratisch ringherum mit einer metallenen Brücken-Empore , 4 baldachin-artigen großen Segeltüchern, die im Zentrum wohl die Akustik in Schach halten, variablen Vorhängen, die auf das Quadrat des Innenraums reduzieren können, spielerische Doppelemporen, ein bühnenartiger geräumiger Chorraum mit Flügel und einer berührenden Holocaust-Skulptur. Das Ganze installiert in den roten und hellbraunen Tönen des historischen Kirchengemäuers.
Und exakt in der Mitte des diagonal gelegten grau-grünen Steinfliesenbodens ein glitzernder dunkel-grauer glatt geschliffener Steinkreis mit einer silbrigen eingelassenen Spirale.
Sofort positioniere ich meinen Cellokasten in dieser Mitte und dann mich selbst, hebe mein Cello und kreise mit ihm sufiartig, Obertöne auf der G-Saite tremolierend. Und schließlich schleudere ich das Cello in langem Griff um mich herum, sodass die Saiten durch den Fahrtwind in Schwingung geraten.
Von der Bühne vor dem Flügel beschalle ich anschließend den ganzen Raum mit einem Gefühl der zeitgenössischen Freiheit, das dieser fantastische Raum mir vermittelt.
Hier könnte ich immer weiter spielen. Menschen, die dort offensichtlich arbeiten, gehen ihrer Wege. Keiner fühlt sich gestört, es ist, als ob es selbstverständlich ist, dass ich hier und jetzt spiele. Vielleicht auch, weil hier immer wieder Konzerte stattfinden und damit natürlich auch die Proben.
Diese Kirche ist ein Highlight, ein großartiges Geschenk.