Köln
Erlöserkirche
Erlöserkirche in Köln-Weidenpesch / ev.
offen
Sandgelb sonnig-freundlich positioniert sich ein mächtiger Block in einem nüchternen Wohngebiert von Nippes. Gerahmt von Steinplatten im selben Gelb zieht das Gebäude sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Die Außenwände sind nicht platt glatt, sondern es gibt schräge kubische Einsparungen, quasi "Einfälle" in der modernen architektonischen Ästhetik.
Kein Turm ragt hier heraus, sondern ein im Gebäudekomplex egalisierter Stumpf spricht für ein zeitgemäßes Verständnis von Kirche.
Eingeweiht 2023! Dass es in der aktuell niedergehenden Kirchen-Epoche noch Kirchenneubauten gibt, ist sensationell und erfeut mich zutiefst!
Im Souterrainbereich tummeln sich täglich Kinder. Wie in einem Bienenstock werden sie permanent von Mamas und Papas gebracht oder abgeholt. Hell ist die Stimmung, die sie empfängt.
Um 9 Uhr öffnet sich demonstrativ die Kirchentür.
Ich trete ein und befinde mich nach dem Eingangsflur unmittelbar in einem Multifunktionsbereich. Linker Hand einladende Cafétische und -stühle, rechts der offene Versammlungsraum.
Eine Dame begrüßt mich freundlich und überlässt mir gerne den Raum zum Dialog: "Darf ich Ihnen einen Kaffee kochen?" Das habe ich bisher noch nicht erlebt!
Der sakrale Raum ist durchflutet von Weiß, die leicht geschrägten Decken und Wände, das zart aus der Wand hervortretende Kreuz, das Licht, das indirekt aus einem Himmelsschacht einfällt und die Stuhlpolster, die zur Bändigung der Akustik erfolgreich eingerichtet wurden.
Delikat auch der gläserne Altar mit integriertem Holzblock, einer goldenen Schale und der nur im besonderen Winkel lesbaren Gravur:
Dass sie frei sein sollen
Ein Flügel, ein erdiges Gemälde, ein balancierender Holzbalken und ein überaus lustiges Fenster mit allerlei Glasspielereien in Assoziation zur Schöpfungsgeschichte.
Klarheit herrscht in diesem Raum. Klarheit bestimmt auch meine Musik. Stehende Töne, geradlinige Läufe und Skalen, leichte musikalische Schrägen. Besonders der Platz im Fokus der Wand-Schrägen unter dem Lichtschaft hat es mir angetan.
Auch eine Spinne scheint sich von der Sauberkeit des Raumes angezogen zu fühlen. Ein Barfußraum!
Ich bin begeistert - auch weil mein Enkel hier seine Kindergartenzeit verbringen darf.
Und wie sehr die Einleitungssätze im Kirchenführer der Gemeinde passen zu der Idee meines Projektes:
Unser Traum von der Kirche ist der Traum von den offenen Türen. das „Haus der Verheißungen“ wünschen wir uns nicht als eine für andere unbetretbare Festung, sondern mit Türen zum neuen Sehen und Hören und Fenstern zum Himmel. Ihr alle, was auch immer ihr sucht, bringt etwas mit ins Haus, das wir selber nicht haben. Unser Haus sei ein verheißungsvoller Ort bevölkert von Menschen, die offen dafür sind. Kommt und seht! Ihr werdet den Himmel offen sehen!